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Wirtschaftspolitik Technischer Betriebswirt/in IHK Schnell-Lernsystem
Grundbegriffe: Konjunktur und Konjunkturzyklen
Unter "Konjunktur" versteht man das Auf und Ab der Wirtschaft. Dass die Wirtschaft Phasen durchläuft, weiß man seit der Antike. Schon in der Bibel wird von sieben fetten und sieben mageren Jahren gesprochen. Ein heutiger Konjunkturzyklus durchläuft die Phasen: Aufschwung, Hochkonjunktur, Abschwung, Rezession (die nur im schlimmsten Fall in eine Depression abgleitet) und wieder Aufschwung. Manchmal gibt es extreme Fälle von Hochkonjunktur, die man "Boom" nennt. Ein Konjunkturzyklus, also der Weg vom Aufschwung zum Abschwung bis der Wen-depunkt zu einem neuen Aufschwung eintritt, dauert etwa 3 - 5 Jahre.
Konjunkturindikatoren
Ein Indikator ist ein Anzeiger. Indikatoren, die Hinweise auf die Entwicklung der Konjunktur geben können, sind z. B.:
Auftragseingänge
Beschäftigungsstand
Lohnentwicklung
Güterpreise und Preisentwicklung
Zinsniveau
Investitionsneigung usw.
Ziel der Konjunkturpolitik: Magisches Viereck
Aus dem Jahre 1967 stammt das so genannte Gesetz zur Förderung von Wachs-tum und Stabilität der Wirtschaft (Stabilitätsgesetz) In diesem Gesetz sind die grund-sätzlichen Ziele staatlicher Konjunkturpolitik formuliert, die als "Magisches Viereck" berühmt wurden. Die vier Eckpunkte des "Magischen Vierecks" lauten:
Hoher Beschäftigungsstand (Vollbeschäftigung)
Preisstabilität
außenwirtschaftliches Gleichgewicht
stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum.
Warum "Magisches" Viereck?
Diese vier Ziele bilden die Leitlinie für Maßnahmen, die der Staat ergreift, um die Konjunktur zu beeinflussen. Er muss versuchen, alle vier Ziele gleichzeitig zu erreichen, wobei man diese Forderung "magisch" nennt, weil zwischen den Zielen Konflikte bestehen. Ein hoher Beschäftigungstand, den man z. B. durch einen keynsianischen Impuls auf der Nachfrageseite erreichen will, z. B. durch eine ABM-Maßnahme, heizt in der Regel auch die Inflation an.
Erweiterung zum Magischen Sechseck
Zwei weitere Ziele staatlicher Konjunkturpolitik sind im Laufe der Zeit hinzuge-kommen. Sie sind zwar nicht im Gesetz verankert, wurden aber als so wichtig erachtet, dass man auch vom magischen Sechseck spricht. Es sind dies die beiden Ziele "gerechte Einkommensverteilung" und "lebenswerte Umwelt", die das Magi-sche Viereck zum Magischen Sechseck erweitern.
Schauen wir uns nun die "vier Ecken" des Magischen Vierecks genauer an:
Hoher Beschäftigungsstand
Früher sprach man sogar von "Vollbeschäftigung", ist aber im Laufe der Jahre zu-rückhaltender geworden. Ein hoher Beschäftigungsstand ist dann erreicht, wenn die Arbeitslosenquote gering ist. Diese Arbeitslosenquote wird berechnet als
Arbeitslosenquote: gemeldete Arbeitslose / alle zivilen Erwerbspersonen x 100
Bei 5% Arbeitslosenquote spricht man davon, dass eine Wirtschaft voll beschäftigt ist.
Im Zähler stehen nur die gemeldeten Arbeitslosen. Wer das Rentenalter erreicht, fällt automatisch heraus1. Im Nenner stehen "alle zivilen Erwerbspersonen", das heißt "abhängige zivile Erwerbspersonen plus Selbständige plus mithelfende Familienan-gehörige".
Arten von Arbeitslosigkeit
Wie gerade erwähnt, spricht man schon bei einer AL-Quote von 5% von Vollbe-schäftigung. Dies liegt daran, dass in einer Volkswirtschaft niemals alle Arbeits-suchenden gleichzeitig eine Beschäftigung haben. Eine Volkswirtschaft ist immer in Bewegung und es gibt ganz verschiedene Arten von Arbeitslosigkeit. Wir unter-scheiden die
saisonale Arbeitslosigkeit: Verschiedene Branchen haben saisonabhängig hohen oder niedrigen Arbeitskräftebedarf, wie z. B. die Tourismusbranche, die Baubran-che, die Gastronomie, usw.;
friktionale Arbeitslosigkeit (Friktion = Reibung). Friktionale Arbeitslosigkeit entsteht dadurch, dass der Wechsel zwischen zwei Arbeitsplätzen nicht völlig ohne Reibung, d. h. ohne Wartezeiten passiert. Friktionale Arbeitslosigkeit ist also eine normale, nie ganz vermeidbare, gewissermaßen "harmlose" Form der Arbeitslosigkeit;
konjunkturelle Arbeitslosigkeit: Sie entsteht in einer Abschwungphase der Konjunk-tur und verstärkt sich in einer Rezession;
strukturelle Arbeitslosigkeit: Dies ist die "schlimmste" Form von Arbeitslosigkeit. Es herrscht ein fundamentales Missverhältnis zwischen dem, was der Arbeitsmarkt zu bieten hat und dem, was die Wirtschaft verlangt. Die Leistungsprofile der Arbeits-losen und die Anforderungsprofile der Unternehmen stimmen nicht überein. Struk-turelle Arbeitslosigkeit hat auch etwas zu tun mit den Strukturen des Arbeitsmarktes und des Arbeitsrechtes, das als zu kompliziert und zu unflexibel gilt.
Preisniveaustabilität
Ein stabiles Preisniveau bedeutet eine geringe Inflation. Bei einer Inflationsrate von 2%, spricht man von Preisniveaustabilität. Man misst die Inflationsrate am Preisindex für die Lebenshaltung. Die Preise für die Lebenshaltung wiederum werden durch das Statistische Bundesamt mit Hilfe des Warenkorbes bestimmt. Man fragt, was die Güter des Warenkorbes mit ihren damaligen Mengen (Basisjahr) zu den heutigen Preisen kosten. So berechnet man, wie sehr sich die Lebenshaltung verteuert hat.
Außenwirtschaftliches Gleichgewicht
Außenwirtschaftliches Gleichgewicht bedeutet, dass wir keine Überschüsse und keine Defizite in der Handelsbilanz und der Dienstleistungsbilanz haben. Wir kaufen beim Ausland genauso viel, wie das Ausland bei uns. Der Außenbeitrag ist im Saldo Null.
Angemessenes und stetiges Wirtschaftswachstum
Angemessenes Wirtschaftswachstum meint "unterstützendes" Wirtschaftswachs-tum. Die anderen Ziele des Magischen Vierecks sollen durch die Stärke des Wach-stums unterstützt werden. Ein zu starkes Wachstum könnte z. B. die Preisnievau-stabilität gefährden.
"Stetig" heißt "nicht hektisch", "nicht sprunghaft", sondern stetige kleine Zuwächse des Bruttonationaleinkommens bzw. des Bruttoinlandsproduktes.
Instrumente der Konjunkturpolitik
Es gibt zwei grundsätzliche Ansätze, um Konjunkturpolitik zu betreiben, also zu ver-suchen das Wirtschaftswachstum zu beeinflussen. Diese beiden Ansätze lauten Geldpolitik und Fiskalpolitik.
Geldpolitik
Für die Geldpolitik ist die EZB zuständig, die ihre geldpolitischen Beschlüsse über die nationalen Zentralbanken umsetzt. Geldpolitik kann einmal restriktiv und zum anderen expansiv sein. Restriktiv bedeutet "beschränkend", expansiv bedeutet "ausdehnend". Eine restriktive Geldpolitik wäre z. B. eine Erhöhung des Zinssatzes der Einlagefazilitäten, eine Erhöhung des Repo-Satzes oder eine Erhöhung der Mindestreservesätze. Im Rahmen der Offenmarktpolitik würden verstärkt Wertpa-piere an die Geschäftsbanken verkauft, um Liquidität vom Markt abzuziehen.
Eine expansive Geldpolitik würde mit genau den gegenteiligen Maßnahmen be-trieben.
Fiskalpolitik
Für die Fiskalpolitik ist die Bundesregierung zuständig (Fiskus = Staat). Sie hat dabei zwei grundsätzliche Ansatzpunkte. Fiskalpolitik kann Nachfrage orientiert und Ange-bots orientiert ansetzen.
Nachfrage orientierte Fiskalpolitik bedeutet, dass man bei den privaten Haushalten ansetzt und deren Nachfrage stärkt oder schwächt, je nachdem, ob man eine expansive oder eine restriktive Politik gerade betreiben will. Nachfrage orientiert expansiv kann man z. B. ansetzen, indem man die Einkommenssteuer senkt. Damit steht den privaten Haushalten mehr Geld zur Verfügung. Dieses Geld geht (so hofft man) in den privaten Konsum. Dadurch wird die Wirtschaft angekurbelt. Eine andere, geradezu klassische expansive Nachfrage orientierte Aktion sind die ABM-Maß-nahmen.)
Angebots orientierte Fiskalpolitik bedeutet, dass man bei den Unternehmen ansetzt und diese stärkt oder schwächt, je nachdem ob man eine expansive oder restriktive Politik gerade betreiben will. Angebots orientiert expansiv kann man z. B. ansetzen, indem man die Körperschaftssteuer senkt. Damit steht den Unternehmen mehr Geld für Investitionen zur Verfügung. Dadurch wird (so hofft man wiederum) die Wirtschaft angekurbelt. Eine andere expansive Angebots orientierte Aktion wäre es, für Unternehmen diverse bürokratische Hemmnisse zu beseitigen und z. B. Genehmigungsverfahren für neue Anlagen zu beschleunigen.
Qualitatives Wirtschaftswachstum
Speziell die Umweltsituation macht uns bewusst, dass man das Wirtschaftswachs-tum nicht immer nur quantitativ, also nach Zahlen, berechnen sollte, sondern auch qualitativ. Unter qualitativem Wirtschaftswachstum wird die Steigerung der Lebens-qualität verstanden, wobei dieser Begriff natürlich viel schwerer zu messen ist, als die Steigerung des Bruttoinlandsproduktes.
Volkswirtschaftliche Kennzahlen gibt es unter: www.s-cool.org.
Inspirations-Zitat
„Dann und wann trifft die Leute wie ein Blitzschlag der Gedanke,
dass sie nicht so leben müssen wie man es ihnen gesagt hat.“
Alan Keightly
Viele Grüße, Lernen ist leicht!
Dr. Marius Ebert, der Spaß-Doc
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